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Die AfD stimmt gegen die Tiefengeothermieanlage im Unterspeyerer Feld

Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,

2.395 MW grundlastfähigen Strom lieferten die beiden Blöcke des Kernkraftwerks Philippsburg, das eine andere Technik als in Tschernobyl verwendet, und versorgten damit rund 4 Millionen Haushalte - und das praktisch völlig Co2-frei. Wenn nicht aus ideologischen Gründen die Abschaltung befohlen worden wäre, wäre das auch noch für längere Zeit so gewesen. Und wenn aus denselben Gründen nicht auch die Forschung an der neuen Reaktorgeneration verhindert würde, könnte Deutschland weiterhin einen Spitzenplatz in Forschung und Entwicklung innehaben, die Halbwertszeit der Abfälle würde sich, nach derzeitigen Schätzungen auf 300 Jahre verkürzen und der alte Atommüll könnte weiterverwendet werden.

Stattdessen werden wir in Deutschland mit tier- und waldzerstörenden, unwirtschaftlichen und überall die Landschaft zerstörenden riesigen Windrädern sowie enorm Flächen verbrauchenden Photovoltaikanlagen beglückt. Beides ist nicht geeignet zur stetigen und sicheren Stromgewinnung.

Und jetzt soll im Unterspeyerer Feld in Wiesental eine Tiefengeothermieanlage gebaut werden.

Auch wir haben das Informationsangebot der Deutschen ErdWärme angenommen. Vielen Dank dafür. Trotzdem sehen wir dieses Vorhaben aus mehreren Gründen kritisch.

Zum ersten, da der Abstand zur Wohnbebauung viel zu gering ist. Die Anlage soll nur rund 125 m vom Gewerbegebiet und Migrantenwohnheim und ca. 250 m von der Wohnbebauung Rheintalstraße und Weinbrennerstraße entfernt gebaut werden. Das Neubaugebiet Oberspeyerer Feld 2 ist auch nur 500 m entfernt.

Eine Geothermieanlage arbeitet mit einer Wärmetauscherflüssigkeit, die ständig gekühlt werden muss. Dadurch müssen große Ventilatoren auf dem Dach angebracht werden, die dauerhaft Schall erzeugen. Wir Gemeinderäte der AfD haben am Sonntag die Geothermieanlage in Insheim/Pfalz aufgesucht. Diese Anlage war gerade in Betrieb. Die Schallmessung per empfohlener App auf dem Mobiltelefon hat in rund 130 m Entfernung Werte von im Schnitt 49 dB(A) ergeben. In einer Entfernung von rund 200 m auf einer Anhöhe (entspricht ca. der Höhe im 1. OG eines Gebäudes) waren es auch noch rund 40 dB(A). Trotz der in der Nähe verlaufenden Autobahn war das Lüftergeräusch immer deutlich zu hören. Die Wohnbebauung dort ist auch durch Bahndamm und Lärmschutzwand getrennt.

Ein Dauergeräusch in dieser Lautstärke ist tagsüber zwar erlaubt, überschreitet die zulässigen Nachtwerte aber erheblich. Aber selbst wenn dem nicht so wäre und es nur die zulässigen 35 dB(A) erreichen würde, ist es nicht nur lästig, sondern kann gesundheitliche Probleme hervorrufen. Da die vorherrschende Windrichtung aus Süd-West kommt, sind die Hauptleidtragenden neben den Migranten die Bewohner der Rheintalbahn- und Weinbrennerstraße.

Zweitens: Unabhängig davon, ob der Untergrund nun durch die Alpen komprimiert wird oder nicht, wie für unseren Bereich angegeben, soll für die Bohrung eine Verwerfung genutzt werden. Gemäß spektrum.de - Lexikon der Geographie, bedeutet Verwerfung "Störung, Sprung, Bruch, strukturgeologische Bezeichnung für eine Fläche oder Zone von zerbrochenem Gestein, entlang der die beiden resultierenden Gesteinsschollen relativ zueinander verschoben wurden." Und der Rheingraben ist immer noch aktiv. Wir sehen nicht nur die Gefahr von durch den Betrieb des Kraftwerks ausgelösten Erdbeben, sondern auch die Gefahr natürlicher Erdbeben, die zu einer Beschädigung der Bohrung führen könnten. So gab es seit 1994 in Wiesental in der Nähe des geplanten Standorts ein Erdbeben der Stärke 2,1 und in Waghäusel ein Beben geringerer Stärke. Der Untergrund bewegt sich also sehr wohl. Wir haben auch begründete Zweifel, dass die durch die Bohrungen und den Betrieb der Anlage ermöglichten Erdbeben und die daraus resultierenden Schäden durch ein Ampelsystem sicher vermieden werden können.

Sollen diese Nachteile für die Bevölkerung, nämlich die Dauerbelästigung eines Teils der Bewohner Wiesentals und das vergrößerte Erdbebenrisiko mit damit verbundenem Wertverlust der Immobilien, tatsächlich in Kauf genommen werden — für ein Kraftwerk mit einer thermischen Leistung von maximal lediglich  30 - 40 MWth oder einer Stromleistung von ca. 6 MWel?

Es muss bedacht werden, dass die Energie nur einmal aufgewendet werden kann, also entweder Strom oder Fernwärme. Es ist eine Tatsache, dass es in Waghäusel keine Fern-/Nahwärmeleitungen gibt und die Stadt auch mit Zuschüssen kein Geld dafür hat; Doch selbst wenn Geld unbegrenzt da wäre, würde sich Fernwärme hier bei uns einfach nicht lohnen. Dafür müssten nämlich große Gebäude angeschlossen werden. Doch selbst die Einfamilienhäuser in der Umgebung kommen nicht in Frage, die Heizvorrichtungen in diesen Häusern, besonders in den Neubaugebieten Oberspeyerer Feld 1 und 2, haben Bestandsschutz. Und was passiert, wenn ein Nahwärmenetz eingerichtet und Abnehmer angeschlossen wären und die Anlage im Winter wegen technischer Probleme abgeschaltet werden muss? Eine Notversorgungsleitung vom Geothermiekraftwerk Graben-Neudorf ist nicht finanzierbar und Graben-Neudorf braucht die Energie dann selbst.

Die Stromproduktion lohnt sich erst recht nicht:
6 MW mal 8.000 Stunden im Jahr ergibt 48.000 MWh/a = 48.000.000 KWh/a
1 KWh Strom kostet rund 0,30 €, davon sind ca. 0,20 € Steuern und Abgaben. Von den verbleibenden 0,10 € müssen rund 0,05 € für die Verteilung und den Erhalt des Stromnetzes aufgewendet werden.
Somit verbleiben rund 0,05 € x 48.000.000 KWh/a ergibt einen Ertrag in Höhe von 2.400.000 €. Über 20 Jahre wären das lediglich 48 Millionen Euro, und davon müssten nicht nur die Bohrungen und der Bau der Anlage, sondern auch deren Unterhalt bezahlt werden, und das bei der hohen Korrosivität der Salzsole.

Da die Abbaugenehmigung des Landesamtes für Geologie auch die Nutzung der Sole vorsieht, können wir uns daher nicht vorstellen, dass die Deutsche ErdWärme auf den Abbau von Lithium verzichten wird, wenn ein entsprechendes Förderverfahren entwickelt ist. Und welche Auswirkungen das auf Waghäusel-Wiesental haben würde, ist nicht abzusehen. Denn dann würde nicht nur Lithium, sondern auch große Mengen radioaktives Material anfallen, das entsorgt werden muss.

Zusammengenommen ist festzuhalten, dass mit dem Bau des Erdwärmekraftwerks hier in Waghäusel nur sehr wenige Arbeitsplätze entstehen würden. Aufgrund der dürftigen Ertragssituation der Anlage würde es auch nicht zu nennenswerten Steuereinnahmen kommen. Es gibt also praktisch keine Vorteile, im Gegensatz zu den vielen massiven Nachteilen für die Bevölkerung, die hauptsächlich in einer starken Lärmbelästigung und dem erhöhten Risiko von Erdbeben bestehen.

Nach Abschätzung der Vor- und Nachteile lehnen wir die Beschlussvorlage ab.

Und auch ein Standort muss nicht festgeschrieben sein. In Karlsruhe-Neureut hat der Karlsruher Gemeinderat sehr wohl darüber entschieden.

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